POLNISCHE STREITKRÄFTE IM WESTEN 1939-1947
Wojciech Markert
Józef-Piłsudski-Museums in Sulejówek
AN DER SEITE VON FRANKREICH
Die polnischen Kriegspläne von 1939 sahen Maßnahmen in enger Abstimmung mit den Alliierten Großbritannien und Frankreich vor. Gleichzeitig waren sich die Machthaber auch bewusst, dass der entflammende Konflikt den Einsatz aller verfügbaren Kapazitäten erfordern würde. Schon in den ersten Tagen der Kämpfe wurde beschlossen, auf die reichen Erfahrungen aus der Zeit des Unabhängigkeitskampfes zurückzugreifen und Armeeeinheiten über die Landesgrenzen zu schaffen. Bereits am 9. September 1939 schloss Polen ein Abkommen zur Schaffung einer Division polnischer Freiwilliger auf französischem Gebiet ab.
Nach der Niederlage im September wurde das Abkommen erweitert, da die Machthaber der Republik Polen, obwohl sie das Land verlassen mussten, beschlossen, den Kampf in Anlehnung an die Alliierten fortzusetzen.
Am 4. Januar 1940 schloss der Premierminister der polnischen Exilregierung und Oberbefehlshaber, General Władysław Sikorski, mit der französischen Regierung ein Abkommen über die Bildung einer polnischen Armee mit 85.000 Soldaten.
Obwohl ihre Aufstellung zum Zeitpunkt des Einmarsches des Dritten Reiches in die Niederlande, Belgien und Frankreich am 10. Mai 1940 noch nicht abgeschlossen war, nahmen polnische Einheiten am Frankreichfeldzug teil.
Sie wurden jedoch an verschiedenen Frontabschnitten verteilt in die Schlacht geschickt und konnten so den Verlauf des Feldzugs nicht entscheidend beeinflussen. Die 1. Grenadierdivision der wurde nach heftigen Kämpfen, unter anderem bei Lagarde, umzingelt und am 21. Juni aufgelöst. Die 2. Fußschützendivision verteidigte sich erfolgreich auf den Hügeln des Clos du Doubs und zog sich dann angesichts des Zusammenbruchs der alliierten Einheiten auf Schweizer Gebiet zurück, wo sie bis zum Kriegsende interniert blieb. Die neu aufgestellte 10. Kavalleriebrigade unter dem Kommando von Brigadegeneral Stanisław Maczek wurde hingegen nach hervorragenden Rückzugsgefechten in der Champagne aufgelöst, und ihre Soldaten brachen, nachdem sie die Fahrzeuge zerstört hatten, in Gruppen nach Großbritannien durch.
Berühmt war auch die Unabhängige Brigade der Podhale-Schützen, die als Teil des alliierten Verstärkungskorps zur Unterstützung Finnlands bei der Abwehr der sowjetischen Invasion gebildet wurde. Nach Norwegen verlegt, nahm sie an den Kämpfen um Narvik teil und trug Ende Mai 1940 zum Sieg der Alliierten in diesem Gebiet bei. Nach dem Rückzug der Alliierten aus Skandinavien wurde die Brigade in die Bretagne verlegt, wo sie bald aufgelöst wurde. Nach der Niederlage Frankreichs konnte ein Teil von ihr nach Großbritannien evakuiert werden, ebenso wie Teile von aufgelösten Truppen und Einheiten, die ihre Ausbildung nicht abgeschlossen hatten und noch nicht am Kampf teilnahmen (darunter die 3. und 4. Infanteriedivision). Im Juni 1940 wurden insgesamt etwa 25.000 polnische Soldaten über den Ärmelkanal transportiert.
DIE INSEL DER LETZTEN HOFFNUNG
Nach dem Fall Frankreichs war Großbritannien die letzte europäische Bastion des Widerstands gegen das Dritte Reich. In seinem Hoheitsgebiet fanden Regierungen und wiederaufgestellte Armeen zahlreicher von Deutschland besetzter Länder Zuflucht, darunter auch die der Republik Polen. Die aus Frankreich geretteten polnischen Armeeeinheiten waren trotz ihrer mangelnden Bewaffnung in den kritischen Monaten des Jahres 1940, als England von feindlichen Landungen bedroht war, eine wichtige Unterstützung. Zu dieser Zeit waren die Polen die wichtigsten Verbündeten Londons. Das polnisch-britische Abkommen vom 5. August 1940, das die Finanzierung und den Aufenthalt der polnischen Truppen im Vereinigten Königreich regelte, ermöglichte die Reorganisation der polnischen Einheiten. Am 28. September stellt der polnische Oberbefehlshaber das Polnische I. Korps auf, das nach seiner Bewaffnung zur Verteidigung der schottischen Küste eingesetzt wurde.
Die meisten der zu bildenden Einheiten blieben aus Mangel an Soldaten in Bereitschaft. Die Rekrutierungskampagne war ein Fehlschlag – der Armee schlossen sich zwar Freiwillige polnischer Herkunft aus Amerika an, ihre Zahl blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen und dem Bedarf zurück. Erst die Entsendung eines Teils der von General Władysław Anders aus der Sowjetunion evakuierten Soldaten nach Schottland, die auch bei der Luftwaffe eingesetzt wurden, verbesserte die Situation deutlich. Allerdings erreichte nur die 1. Panzerdivision, die von General Stanisław Maczek gebildet wurde, ihre volle Stärke. Die 1. Unabhängige Fallschirmjägerbrigade, die 1941 aus dem I. Korps ausgegliedert und direkt dem polnischen Oberbefehlshaber unterstellt wurde, war bei ihrem Eintritt in den Kampf im September 1944 nur zu 70 % vollzählig, obwohl ihr bei der Beschaffung des Wehrersatzdienstes und der Rekrutierung von Freiwilligen Priorität eingeräumt worden war.
Im Jahr 1943 wurde das I. Korps in das I. Panzer-Motor-Korps umgewandelt, dessen Bildung jedoch nie abgeschlossen wurde. Abgesehen von der 1. Panzerdivision schlossen alle anderen Einheiten (einschließlich der 4. Infanteriedivision von Brigadegeneral Kazimierz Glabisz) ihre Ausbildung nicht ab und traten nie in den Kampf ein. Das Korps spielte also keine Kampfrolle, sondern war eine Ausbildungs- und Organisationsbasis für die gesamten Polnischen Streitkräfte im Westen. In Schottland und England befanden sich zahlreiche Schulen und Ausbildungszentren für alle Waffen und Formationen. Das Hauptquartier des polnischen Oberbefehlshabers, das im Hotel Rubens untergebracht war, wurde in London eingerichtet, zusammen mit umfangreichen Strukturen, die nicht nur für die tägliche Organisation der Streitkräfte, sondern auch für die Planung ihrer Entwicklung nach Kriegsende zuständig waren.
Außerdem wurden separate Strukturen geschaffen, um die Kommunikation mit dem besetzten Land aufrechtzuerhalten und es zu unterstützen. Der spektakulärste Teil dieser Aktivität war das Programm zur Ausbildung und zum Lufttransport nach Polen sorgfältig ausgewählter und ausgebildeter Fachleute – der so genannten Cichociemni (dt. leisen Dunklen). Viele von ihnen spielten eine wichtige Rolle in der Polnischen Heimatarmee (pol. Armia Krajowa) und später im antikommunistischen Untergrund der Nachkriegszeit.
FÜR EURE UND UNSERE FREIHEIT
Seit 1940 bereiteten sich die Polnischen Streitkräfte, die in Großbritannien stationiert waren, darauf vor, an der Seite der Alliierten auf den Kontinent zurückzukehren. Aufgrund des Mangels an Soldaten konnte nur die 1. Panzerdivision von Brigadegeneral Stanisław Maczek bis zur Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 vollständig aufgestellt werden. Ende Juli 1944 wurde sie nach Frankreich gebracht und nahm als Teil der 1. Kanadischen Armee an der Endphase der Kämpfe in der Normandie teil. Die Division spielte eine Schlüsselrolle in der berühmten Schlacht von Falaise (19.-21. August), die zur Zerschlagung der gesamten 7. deutschen Armee entscheidend beitrug. Historiker/-innen beschreiben die Aufgabe der polnischen Division in dieser Schlacht anschaulich als einen Korken einer Flasche, in der die Alliierten die feindlichen Truppen einschlossen.
Nach dem mit hohen Verlusten bezahlten Sieg nahm die Einheit an der Verfolgung der deutschen Truppen durch Nordfrankreich und Belgien teil und befreite unter anderem Ypern und Gent. Im Herbst kämpfte die Division in den Niederlanden bei Breda und Moerdjik harte und siegreiche Gefechte. Es ist bemerkenswert, dass die Bevölkerung der befreiten Gebiete den Polen besonders dankbar war, weil sie sich bemühten, die Kriegshandlungen so zu führen, dass die Zerstörung von Gebäuden und damit der Verlust von Zivilist/-innen vermieden wurde. Im Frühjahr 1945 nahm die 1. Panzerdivision nach einer mehrmonatigen Einsatzpause an der Offensive in Westdeutschland teil und beendete ihren siegreichen Kampfeinsatz mit den Kämpfen um die Kriegsmarine in Wilhelmshaven und der Annahme der Kapitulation der dortigen Garnison am 6. Mai.
Während der Kämpfe auf dem Gebiet des Dritten Reichs befreiten die Soldaten von General Maczek am 18. April 1945 das Kriegsgefangenenlager für Frauen Oberlangen, in dem unter anderem Teilnehmerinnen des Warschauer Aufstands inhaftiert waren.
Viele von ihnen traten später in die Reihen der Frauenhilfswehr ein, die 1944 durch die Abspaltung des Frauenhilfsdienstes entstanden war. Zu dieser Zeit wurden auch die Frauenlufthilfswehr und die Frauenmarinehilfswehr gegründet.
Rund 7.000 weibliche Freiwillige leisteten ihren Dienst während des gesamten Krieges und unterstützten die kämpfenden Truppen mit Sanitätsdiensten.
Die 1. Unabhängige Fallschirmjägerbrigade erlangte während der Befreiung Westeuropas ebenfalls Berühmtheit, da sie auf dem „kürzesten Weg” – an Bord eines Flugzeugs – nach Polen zurückkehren wollte. Der Lufttransport und die Teilnahme an der Aktion „Burza” (dt. Sturm) innerhalb des Landes erwiesen sich jedoch aus technischen und politischen Gründen als nicht durchführbar.
Am 6. Juni 1944 wurde die Brigade in die 1. Alliierte Luftlandearmee eingegliedert und in der Operation Market-Garden eingesetzt. Polnische Fallschirmjäger unter dem Kommando von General Stanisław Sosabowski spielten in den Rheinschlachten eine weitaus größere Rolle als geplant. Da die Versuche, die Brücken von Arnheim zu erobern, scheiterten und die Reste der britischen 1. Luftlandedivision von den Deutschen belagert wurden, erwies sich die Landung der Polen als Rettungsaktion. Sosabowskis Soldaten konnten trotz ihrer Aufopferung das Schicksal der schlecht geplanten Operation nicht umkehren, aber sie konnten das Ausmaß der Niederlage erheblich verringern. Infolge der hohen Verluste in den Niederlanden verlor die Brigade für mehrere Monate ihre Kampffähigkeit.
Im Mai 1945 kehrte sie auf den Kontinent zurück und wurde zusammen mit der 1. Panzerdivision Teil der alliierten Besatzungstruppen in Deutschland. Die Truppe verwaltete das Emsland und sorgte für die Unterbringung und Betreuung von Landsleuten, die aus Lagern und Zwangsarbeit zurückkehrten. Die 1. Panzerdivision und die 1. Unabhängige Fallschirmjägerbrigade wurden 1947 demobilisiert und aufgelöst, ebenso wie der Rest der Polnischen Streitkräfte, die an der Seite der Alliierten gebildet wurden.
DER WEG DER HOFFNUNG
Nach der Besetzung der östlichen Grenzgebiete der Zweiten Republik Polen und der deutschen Aggression gegen die Sowjetunion am 22. Juni 1941 änderte die Sowjetunion ihre bis dahin feindliche Politik gegenüber der polnischen Regierung und den Polen. Am 30. Juli 1941 unterzeichneten General Władysław Sikorski und der sowjetische Botschafter in London, Iwan Mayski, einen Vertrag, mit dem die beiden Länder die 1939 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wieder aufnahmen, den Molotow-Ribbentrop-Pakt für null und nichtig erklärten und ein Bündnis gegen Deutschland schlossen. Außerdem wurde vereinbart, dass auf dem Gebiet der UdSSR eine polnische Armee gebildet werden sollte, die sich aus polnischen Bürgern rekrutieren sollte, die aus Gefängnissen und Lagern entlassen wurden. Am 14. August 1941 wurde das Abkommen um ein Militärabkommen erweitert, das die Aufstellung der Armee im Detail regelte.
Das Kommando über die entstehende Armee wurde Brigadegeneral Władysław Anders anvertraut, der aus einem sowjetischen Gefängnis entlassen worden war. Trotz der von der sowjetischen Verwaltung aufgetürmten Schwierigkeiten, des Mangels an Nachschub und der fehlenden Offiziere gelang es ihm bis zum Sommer 1942 eine Keimzelle einer Armee aufzustellen. Geplant waren sechs Infanteriedivisionen, ein Lanzenreiterregiment, ein Fernmelderegiment und Ausbildungszentren, doch die meisten dieser Einheiten blieben jedoch in Bereitschaft und nur die 5. Infanteriedivision erreichte ihre Kampfbereitschaft. Der Widerstand von General Anders gegen die Absicht, sie noch bevor die Aufstellung der gesamten Streitkräfte abgeschlossen war in die Schlacht zu werfen, diente Stalin dazu, einen unbequemen Verbündeten loszuwerden.
Indem er die Nahrungsmittellieferungen reduzierte, zwang er die polnischen Behörden, die mit dem britischen Premierminister Winston Churchill vereinbarte Evakuierung der Truppen in den Nahen Osten zu akzeptieren.
In zwei Etappen wurden insgesamt rund 115.000 polnische Staatsbürger/-innen über das Kaspische Meer in die von Großbritannien verwalteten Gebiete transportiert. Dank der Organisation der wagemutigen Einheiten und des Frauenhilfsdienstes fanden Tausende von Frauen und jungen Menschen den Weg in die Reihen der evakuierten Armee. Rund 35.000 Zivilist/-innen wurden damals ebenfalls gerettet, darunter etwa 12.000 Kinder. Die Truppen von General Anders bildeten nach ihrem Übergang in den Irak den Kern der Polnischen Armee im Osten. Diese Kräfte halfen den Briten, die Kontrolle über den Nahen Osten zu behalten.
Am 21. Juli 1943 wurde das 2. Polnische Korps auf der Grundlage der Polnischen Armee im Osten gebildet. Dazu gehörte unter anderem die 3. Division der Karpaten-Schützen, die im Mai 1942 auf der Grundlage der Unabhängigen Brigade der Karpaten-Schützen gebildet wurde. Die Brigade wurde 1940 in Syrien gebildet, von wo sie nach der Niederlage Frankreichs nach Palästina evakuiert wurde. Ihre Soldaten wurden durch ihre Teilnahme an den mehrmonatigen Kämpfen bei der Verteidigung von Tobruk im Jahr 1941 und an der Schlacht von Gazala bekannt.Neben der Karpaten-Division bestand das 2. Korps unter dem Kommando von General Władysław Anders aus folgenden Einheiten: 5. Östliche Infanteriedivision, 2. Panzerbrigade, 2. Artilleriegruppe. Später wurde auch die 1. Unabhängige Spezialeinheit-Kompanie einbezogen. Im Winter 1943/1944 wurde das Korps an die italienische Front geschickt.
Es begann seinen Kampfweg mit der blutigen Schlacht von Monte Cassino im Mai 1944. Die Einnahme dieses Hügels nach mehreren erfolglosen Versuchen der Alliierten machte die Polnischen Streitkräfte berühmt und zerstreute den Mythos über ihre Untätigkeit im Krieg. Bei der Verfolgung des Feindes nahm das Korps Ancona ein und beendete seinen glorreichen Kampfweg am 21. April 1945 in Bologna, wo es eine entscheidende Rolle bei der Befreiung dieser Stadt spielte.
Das 2. Korps war die größte operative Einheit der Polnischen Streitkräfte im Westen, die an der Seite der westlichen Alliierten gebildet wurde. Der massive Zustrom von Freiwilligen in der Endphase des Krieges (sie rekrutierten sich unter anderem von den Kriegsgefangenen – in die Wehrmacht zwangsrekrutierten Polen) ermöglichte die Entwicklung der Einheiten, die das Korps bildeten. So wurde z.B. die Panzerbrigade zur 2. Warschauer Panzerdivision und die Spezialeinheit-Kompanie zum 2. Motorisierten Kommandobataillon ausgebaut. So erreichte das Korps bis Ende 1945 eine Stärke von über 107.000 Soldaten. Im Herbst 1946 wurde das 2. Korps in das Vereinigte Königreich transportiert und schrittweise demobilisiert und am 10. Juli 1947 – zusammen mit den gesamten Polnischen Streitkräften – aufgelöst.
NICHT NUR AN LAND
Im Mai 1940 zählte die Polnische Luftwaffe in Frankreich bereits 6863 Soldaten. Während der Schlachten in Juni errangen die Piloten rund 50 Luftsiege. Die meisten von ihnen (145 Piloten von Jagdflugzeugen) nahmen später an der Luftschlacht um Großbritannien teil und kämpften in den polnischen Divisionen 302 und 303 sowie in britischen Divisionen. Die Polen trugen mit der Zerstörung von mindestens 131 feindlichen Maschinen wesentlich dazu bei, den deutschen Luftangriff auf die britischen Inseln abzuwehren.
Im Mai 1940 zählte die Polnische Luftwaffe in Frankreich bereits 6863 Soldaten. Während der Schlachten in Juni errangen die Piloten rund 50 Luftsiege. Die meisten von ihnen (145 Piloten von Jagdflugzeugen) nahmen später an der Luftschlacht um Großbritannien teil und kämpften in den polnischen Divisionen 302 und 303 sowie in britischen Divisionen. Die Polen trugen mit der Zerstörung von mindestens 131 feindlichen Maschinen wesentlich dazu bei, den deutschen Luftangriff auf die britischen Inseln abzuwehren.
Später kamen weitere polnische Jagd- und Bomberstaffeln zum Einsatz, die an den alliierten Luftoperationen über Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Italien teilnahmen.
Besonders hervorzuheben ist die Tätigkeit der 1943 gegründeten Polnischen Kampfgruppe (Polish Fighting Team) unter der Führung vom legendären Fliegerass Kapitän Stanisław Skalski. Während der Kämpfe in Afrika beschädigten Skalskis Piloten mehr als 30 deutsche Flugzeuge und schossen sie ab. Erwähnenswert ist auch, dass die Spezialtransportluftfahrt zwischen 1941 und 1945 Hunderte von Flügen mit Nachschub und Fallschirmjägern nach Polen und in andere besetzte Länder unternahmen.
Die Polnische Luftwaffe absolvierte während des Zweiten Weltkriegs insgesamt rund 85.000 Kampfflüge und schoss dabei mit Sicherheit 778 Flugzeuge (und wahrscheinlich auch weitere 207) ab. Darüber hinaus schoss sie 190 V-1-Raketen ab, warf etwa 15.000 Bomben und Seeminen ab, zerstörte mehrere Tausend Kraftfahrzeuge und versenkte etwa 200 feindliche Schiffe. Die überwiegende Mehrheit dieser Errungenschaften ist das Verdienst des im Westen tätigen Personals. Schiffe der Polnischen Kriegsmarine nahmen von den ersten Kriegstagen an an den Kämpfen gegen die deutschen Seestreitkräfte teil. Während der mehrjährigen Kämpfe zeichneten sich die polnischen Seeleute unter anderem bei der Norwegischen Operation, der Atlantikschlacht, dem Geleitschutz und den Operationen im Mittelmeer aus.
Polnische Schiffe nahmen an 665 Zusammenstößen und 20 Seeschlachten teil und begleiteten 787 Konvois. Darüber hinaus führten sie 1162 Patrouillen durch. Sie versenkten 7 feindliche Überwasserschiffe und 2 U-Boote sowie 39 Transportschiffe. Sie beschädigten 16 Überwasserschiffe und 8 U-Boote. Sie schossen 20 feindliche Flugzeuge ab. Die polnischen Schiffe (2 Kreuzer, 10 Zerstörer, 5 U-Boote, 12 Verfolger und Torpedoboote) legten insgesamt etwa 1.213.000 Seemeilen zurück.
Auch die Seeleute der Polnischen Handelsmarine leisteten einen wichtigen Beitrag zum Zweiten Weltkrieg. Im September 1942 bestand sie aus 42 Schiffen mit einer Gesamttonnage von rund 140.000 BRT. Polnische Schiffe nahmen an Konvoioperationen im Atlantik und an Militärtransporten teil, unter anderem an der Beförderung alliierter Soldaten während der Invasion in der Normandie und der Landung auf der Malaiischen Halbinsel. Bei diesen Operationen kamen fast 200 Seeleute ums Leben und 17 Schiffe wurden versenkt.
UNTER JEDER FAHNE AUßER DER WEIßEN....
Die Polnischen Streitkräfte im Westen entstanden dank der Offiziere und Soldaten der Polnischen Armee der Vorkriegszeit, die sich weigerten, die Niederlage und die Besetzung ihres Heimatlandes durch Nazi-Deutschland und die Sowjetunion hinzunehmen. Mehr oder weniger organisiert brachen sie nach Frankreich und Großbritannien auf, um den Kampf für die Freiheit der Republik Polen fortzusetzen und der Tradition zu folgen, an der Seite anderer Länder für „Eure und Unsere Freiheit” zu kämpfen. In den Reihen der Polnischen Armee dienten nicht nur Menschen polnischer Nationalität, sondern auch zahlreiche Vertreter der ethnischen Minderheiten der Zweiten Republik Polen – Juden, Ukrainer, Weißrussen und sogar Deutsche. Unter den Freiwilligen aus verschiedenen Teilen der Welt befanden sich nicht nur Menschen polnischer Herkunft, sondern auch Soldaten, die keinerlei polnische Wurzeln hatten. Sie teilten die Überzeugung, die totalitären Aggressoren bis zum Endsieg bekämpfen zu müssen. Es wird davon ausgegangen, dass sich 300.000 Menschen durch die Reihen der Polnischen Streitkräfte im Westen durchschlängelten und etwa 15.000 von ihnen dort ihr Leben verloren.
Leider erwies sich das Bündnis mit der Sowjetunion für die Westmächte als wichtiger als ihre Verpflichtungen gegenüber ihrem treuesten Verbündeten. Infolge ihrer Fügsamkeit gegenüber Josef Stalin geriet Polen in den sowjetischen Einflussbereich, was für das Land eine neue Versklavung bedeutete. Aus diesem Grund beschlossen die meisten Soldaten der Polnischen Streitkräfte im Westen, nicht in ihr Land zurückzukehren, sondern ins Exil zu gehen. Diejenigen, die zurückkehrten, wurden von den Kommunisten unterdrückt.
Am 10. Juli 1947 fand im Sikorski-Institut für Geschichte in London eine traurige Zeremonie zur Niederlegung der verherrlichten Fahnen statt. Władysław Anders hielt eine Rede, deren letzter Teil zu einem Testament der Polnischen Streitkräfte im Westen wurde, dessen Erfüllung erst nach dem Fall der Volksrepublik Polen möglich war:
Diese Fahnen sind dem Soldaten heilig; sie haben uns von Sieg zu Sieg geführt. Gegenüber diesen Fahnen haben wir den Treueeid geschworen, für Polen, das jeder rechtschaffene Pole in seinem Herzen trägt, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Unsere Fahnen tragen die Aufschrift: „Gott, Ehre und Vaterland” und das Bild der Heiligen Jungfrau Maria aus Jasna Góra/Klarenberg und dem Tor der Morgenröte in Vilnius. Namen von Schlachtfeldern sind dort ebenso zu finden wie auch Namen von Städten, die allen Polen am Herzen liegen, wie: Warschau und Lviv, Posen und Vilnius.
Wir kämpften im tiefen Glauben an Gott und seine Gerechtigkeit, wir kämpften im Einklang mit der Ehre des polnischen Soldaten, der Tapferkeit von Kleingeist und Rechtschaffenheit von Unehrlichkeit zu unterscheiden weiß. Wir haben unermüdlich gekämpft, mit der Vorstellung von Polen vor Augen und im Geiste unserer ganzen Nation, die unter den schwierigsten Bedingungen, trotz der Verluste und der grausamen Besetzungen, nie den Glauben an die Wiedererlangung der wahren Freiheit und Unabhängigkeit verloren hat. Und wir tun es bis heute. Wir sind Knochen von Knochen und Blut von Blut dieser Nation, und wir betrachten es als die größte Ehre, ihr anzugehören.
Ich weiß nicht, wann, aber ich fühle und glaube fest daran, dass unsere heute hier gefalteten Fahnen in voller Pracht nach Polen zurückkehren werden, um dem unsterblichen Vaterland einen neuen glorreichen Dienst zu erweisen.
Über den Autor
Historiker und Museumsmitarbeiter. Er studierte am Institut für Geschichte der Universität Warschau. Experte für Kriegsgeschichte. Seine berufliche Tätigkeit verbindet er mit seiner Leidenschaft und seine Forschung mit der Verbreitung ihrer Ergebnisse durch Veröffentlichungen, Ausstellungen, Vorträge und historischem Tourismus. Seit 2010 beteiligt er sich an der Einrichtung des Józef-Piłsudski-Museums in Sulejówek, wo er derzeit arbeitet. Autor, Mitautor, Übersetzer oder Herausgeber von mehreren Dutzend Veröffentlichungen, die sich hauptsächlich mit der Geschichte der polnischen Streitkräfte im 20. Jahrhundert auseinandersetzen. Bücherliebhaber und Sammler. Er interessiert sich für die Geschichte Warschaus und der nordöstlichen Grenzgebiete der ehemaligen Republik Polen.
Przypisy
1 B. Urbankowski, Józef Piłsudski. Marzyciel i strateg, Poznań 2014; A. Garlicki, Józef Piłsudski, 1867–1935, Warszawa 1990; K. Kawalec, op. cit.; R. Wapiński, Roman Dmowski, Lublin 1988.
2 M. M. Drozdowski, Ignacy Jan Paderewski, Warszawa 1981; H. Przybylski, Paderewski. Między muzyką a polityką, Katowice 1992; I. J. Paderewski, Pamiętniki, Kraków 1961.
3 A. Bujak, M. Rożek, Wojtyła. Wrocław 1997; ks. M. Maliński, Droga do Watykanu. Wydawnictwo Literackie 2005; G. Weigel, Świadek nadziei, Kraków 2000; P. Zuchniewicz, Narodziny pokolenia JP2. Warszawa 2007.
4 R. W. Reid, Marie Curie. London 1974; F. Giroud: Maria Skłodowska-Curie, Warszawa 1987; S. Quinn, Życie Marii Curie. Warszawa 1997; M. Skłodowska-Curie, Autobiografia i wspomnienia o Piotrze Curie. Warszawa 2004.
5 S. M. Jankowski, Karski. Raporty tajnego emisariusza, Poznań 2009; W. Piasecki, Jan Karski. Jedno życie, t. 1-2, Kraków 2015-2017; E. T. Wood, Karski. Opowieść o emisariuszu, Kraków 1996; A. Żbikowski, Karski, Warszawa 2011.
6 A. Cyra, Rotmistrz Pilecki. Ochotnik do Auschwitz, Warszawa 2014; Auschwitz. Nazistowski obóz śmierci, red. F. Piper i T. Świebocka, Oświęcim-Brzezinka 1993.
Das Projekt wurde aus den Mitteln der Kanzlei des Polnischen Ministerpräsidenten im Rahmen des Wettbewerbs „Polonia und Polen im Ausland 2022“ gefördert